Sonntag, 21. November 2010
Chammünster
msuess, 08:37h
Chammünster, ein Stadtteil von Cham im Bayerischen Wald, ist ein Reiseziel für Cabriotourer, die einen etwas morbiden Geschmack haben. Es geht gar nicht so sehr um die Grabplatten und Epitaphien aus dem Vorgängerbau, die praktisch jeden freie Stelle an der Wand der gotischen Pfarrkirche (und teilweise auch den Boden) bedecken, auch nicht um das Fresko der "Drei lebenden und drei toten Könige". Um das Schauerliche zu sehen muss man vorbei an Schmiedeeisenkreuze zur Aussenwand des ehemaligen Wehrfriedhofes:Ziel ist das unscheinbare Aufsegnungshaus.
Es steht auf den Grundmauern eines viel älteren Gebäudes. In den Gewölben liegen über 5000 Schädel und die dazugehörigen Knochen aus dem Mittelalter. Kein Anblick für schwache Nerven. Ein kleiner Trost: Die Überreste stammen von Menschen, die eines natürlichen Todes gestorben sind (oder was eben zu der Zeit als natürlich galt). Es war auch hier im Ostbayerischen und Böhmischen ganz normal, die Gebeine nach einer gewissen Zeit aus dem Grab zu holen und in einen Karner zu werfen. Der Platz auf dem Friedhof war knapp.
(Hier noch ein Foto)
Dass es hier in Chammünster noch blanke Knochen zu sehen gibt, verdankt es einem zerstörerischen Zufall. Die hier in der Oberpfalz herrschenden Pfalzgrafen waren Calvinisten, die einem übertriebenen Totenkult nichts abgewinnen konnten. In dessen Auftrag wurde wohl der romanische Karner dem Erdboden gleich gemacht (ohne das Gewölbe zu zerstören).
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