Sonntag, 21. November 2010
Chammünster
Die drei lebenden und drei Toten Könige

Chammünster, ein Stadtteil von Cham im Bayerischen Wald, ist ein Reiseziel für Cabriotourer, die einen etwas morbiden Geschmack haben. Es geht gar nicht so sehr um die Grabplatten und Epitaphien aus dem Vorgängerbau, die praktisch jeden freie Stelle an der Wand der gotischen Pfarrkirche (und teilweise auch den Boden) bedecken, auch nicht um das Fresko der "Drei lebenden und drei toten Könige". Um das Schauerliche zu sehen muss man vorbei an Schmiedeeisenkreuze zur Aussenwand des ehemaligen Wehrfriedhofes:Ziel ist das unscheinbare Aufsegnungshaus.

Totenschädel

Es steht auf den Grundmauern eines viel älteren Gebäudes. In den Gewölben liegen über 5000 Schädel und die dazugehörigen Knochen aus dem Mittelalter. Kein Anblick für schwache Nerven. Ein kleiner Trost: Die Überreste stammen von Menschen, die eines natürlichen Todes gestorben sind (oder was eben zu der Zeit als natürlich galt). Es war auch hier im Ostbayerischen und Böhmischen ganz normal, die Gebeine nach einer gewissen Zeit aus dem Grab zu holen und in einen Karner zu werfen. Der Platz auf dem Friedhof war knapp.

(Hier noch ein Foto)

Dass es hier in Chammünster noch blanke Knochen zu sehen gibt, verdankt es einem zerstörerischen Zufall. Die hier in der Oberpfalz herrschenden Pfalzgrafen waren Calvinisten, die einem übertriebenen Totenkult nichts abgewinnen konnten. In dessen Auftrag wurde wohl der romanische Karner dem Erdboden gleich gemacht (ohne das Gewölbe zu zerstören).

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Montag, 15. November 2010
Schwandorf
Blick vom Blasturm über die Stadt

Spätestens Ende des 19. Jahrhundert war das bis dahin eher landwirtschaftlich orientierte Schwandorf eine Industriestadt geworden, was mit den üblichen negativen Folgen einher ging. Die mittelalterlichen Gebäude, die der moderne angeblich im Weg standen, mussten Weichen. Die noch erhaltenen Teilstücke der Stadtbefestigung sind kaum der Rede wert, man muss sie wirklich suchen. Eine Ausnahme ist der Blasturm, Geburtshaus von Max Konrad Kunz, dem Komponisten der Bayernhymne. Ausserdem hat es der mittelalterliche Wachturm auf ein Werk des Malers Carl Spitzweg geschafft.

An Max Konrad Kunz erinnert auch das Glockenspiel, das am unteren Marktplatz aufgestellt ist. Der Marktplatz ist mit seinen durchweg noch erhaltenen Hausern mit Stufengiebeln beinahe auch noch das einzig erhaltene Stück des mittelalterlichen Schwandorfs, denn nicht nur Modernisierungswahn (bis Ende des 20. Jahrunderts!), sondern auch die Bomben des Zweiten Weltkrieges haben sonst nicht viel Baubestand übrig gelassen. Der Marktplatz selber hat eine Trapezform , die Spitze läuft auf die Pfarrkirche zu. Für die Größe der Stadt ist er von den Ausmaßen sehr großzügig ausgelegt.

Am unteren Marktplatz stand, wie in der Oberpfalz üblich, das Rathaus. Es wurde wegen Baufälligkeit im 19. Jahrhundert abgerissen. Ein paar Schritte weiter in der Saugasse - heute Breitestraße - stehen die ältesten Häuser Schwandorfs: Das Färberhaus und die Hufschmiede, beide vorbildlich restauriert und als Gaststätte genutzt. Besonders letzteres ist eine persönliche Empfehlung, denn das Angebot an gehobener Gastronomie ist in Schwandorf äußerst dünn gesät.

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Sonntag, 14. November 2010
Jetzt kommt der Herbst!
Stettner Mühle

Es gibt deutlich härtere Cabrio-Tourer als ich. Kurz nach 16 Uhr in Schwandorf und ein SLK kommt offen daher. Es war aber auch warm, so warm, dass ich unterwegs zu Fuss im Rolli beinahe ins Schwitzen gekommen wäre.

Das Foto zeigt übrigens die Stettner Mühle in Schwandorf, erbaut Ende der 1920ern unter dem Eindruck von Rationalismus und Bauhaus. Sie steht leer. Man hört, dass die Erbengemeinsschaft in den Staaten mit den Angeboten nicht zufrieden ist. Und es wäre doch so gut geeignet für ein Hotel.

Die Naabbrücke im Hintergrund ist übrigens die Brücke, die Schwandorf alljährlich in die Tagesschau und sonstige TV-Nachrichtensendungen bringt. ( http://www.youtube.com/watch?v=AU43s3XV8mY )

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